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WM in New York.

von Simone Wunderlin (Kommentare: 0)

Hopp Schwiiz.

Am Samstag, nach einem Streifzug durchs Soho - einfach ein Einkaufsparadies - landeten wir für das Spiel Italien gegen England dann doch wieder im Eastvillage in der deutschen Sportbar "zum Schneider" bzw. die war leider so voll, dass wir mit einem Platz im benachbarten Asia-undefinierbar-Mix-Restaurant Vorlieb nehmen. Die wahrscheinlich auch nur Gäste hatten, wenn es im "zum Schneider" keinen Platz mehr gibt. Das war natürlich von der Stimmung her nicht ganz das gleiche, aber immerhin war es auch voll mit mehr oder weniger interessierten Fussballfreunden. 

Aber das war eigentlich nur die erste Lektion - und die gilt wahrscheinlich nicht nur für New York:

Sei einfach genug früh da für die wirklich guten Plätze.

Ich schreibe ja jetzt von wir, das sind jetzt Roman, ein ehemaliger Schulfreund meines Bruders, der schon in New York gearbeitet hat und jetzt immer wieder ein paar Wochen hier verbringt und gerade eben auch wieder hier ist und natürlich meine Wenigkeit. 

Wir jedenfalls, wollten nach dem aufregenden Spiel wieder runterkommen und uns schön im Kino entspannen. Wir holten uns also die Karten und gingen noch eine Kleinigkeit essen. Wie es eben in der Schweiz üblich ist, kamen wir pünktlich zur Vorstellung. Da sahen wir schon eine riesige Schlange vor dem Eingang. Aber welch ein Glück, die standen ja für die Spätvorstellung an. Ich war erleichtert. Roman nicht. 

Hier gibt es keine Platznummerierung. Wer also gute Plätze im Kino haben will, steht schon eine Stunde vor Filmstart an. 

Und ja, so war es dann auch, das Kino proppevoll, vereinzelte Einzelplätze und die ersten 2 Reihen leer. Aber wer da schon gesessen hat, weiss, für dieses Erlebnis braucht man nicht zu bezahlen.

Dann gab es noch zwei einzelne Behindertenplätze in der Mitte des Kinos und ziemlich ausgestellt, weil jeweils 2 Meter daneben für Rollstuhlfahrer Platz ist. Und genau da setzten wir uns hin, wir konnten zwar nur über Handzeichen kommunizieren - so weit waren die Plätze voneinander entfernt - aber das waren die besten Kinositze, in den denen ich je gesessen habe. 

Hopp Schwiiz.

Am nächsten Tag trafen wir uns auf einem von der Zeitung "the Guardian" organisierten Fussballevent auf dem Roof deck eines Lagergebäudes ganz im Westen von Midtown. Das Setting war ganz nett, es war 12 h und ganz New York hat sich auf diesem Dach versammelt um das Spitzenspiel Schweiz - Ecuador zu verfolgen.

Eben nicht. Ich würde sagen: wunderschönes Wetter, 26°C, 25 ecuadorianische Fans, 12 Schweizer, 10 Amerikaner (and what are the rules?) - bei weit über 300 Plätzen. Die Stimmung war entsprechend und wir wenigen Schweizer konnten das ecuadorianische Temperament, das sowieso in der Überzahl war, nicht übertönen. Aber wir wissen ja, wie es ausgegangen ist. Wir Schweizer verliessen das Roof deck mit einem Lächeln. 

Roman wollte danach shoppen gehen. An einem Sonntag? Klar, meinte er, das mache doch keinen Unterschied. Nun ich war wieder mal am Punkt, ich wollte nur Ruhe und Entspannung. Also entschloss ich mich, mich mit meinem Buch in den Washington Square Park zu setzen, da war ich bestimmt schon 3 Tage nicht mehr. Ja, ja ich weiss, da ist sie schon mal in New York und dann hängt sie ständig in Park rum. Jawohl, ich gestehe, ich bin ein Parkkind. Aber diese Stadt frisst mich sonst auf, ich brauche zwischendurch einfach wieder mal Ruhe.

Überhaupt ist es immer laut. Feuerwehr, Ambulance, Klimaanlagen, Baustellenlärm, Strassenmusiker, Verkehr, laute Chinesen, laute sonstige Leute, einfach überall Lärm. irgendwie gewöhnt man sich daran, es zerrt aber dennoch. Nachts gilt immer, egal wo ich bin, Ohrenstöpsel rein. Was für ein Privileg es doch ist, an einem Ort zu leben, an dem es tatsächlich wirklich ruhige Zeiten gibt.

Washington Square ist ein toller Park, das kann ich nur immer wiederholen. Dieses Mal war es ganz speziell, ein Klavier stand da und ich glaube, es stand zur freien Benutzung da. Und es wurde genutzt, von wegen Ruhe, aber das Entertainement - ein Klavierspieler und ein Sänger, der alle möglichen Songs gecovert hat - war so unterhaltsam, dass ich dann doch mein Buch noch weggelegt habe.

Nach einer Weile kamen leider Störgeräusche dazu, 2 junge Asiaten, die 15 Meter weiter Newjazz oder so etwas ähnliches spielten und das zusammen mit dem Klavier war dann zuviel. Ich werde ja leicht aggressiv bei Newjazz und ich könnte mir auch vorstellen, dass wenn ich je ein Verbrechen begehe, dies wegen Newjazz geschieht.

Dies war der letzte Abend bei Bree in Chinatown. Und wie es der Zufall wollte, war es auch der Tag an dem HBO das Finale der aktuellen Staffel von Game of Thrones ausstrahlt. Das ist eine meiner Lieblingsserien und Bree ist auch ein grosser Fan. So genossen wir den letzten Abend gemeinsam mit Asiafood vor dem Fernseher. Vielleicht denkt Ihr, nach New York zum Fernsehen? Geht's noch??? Aber echt, das hat sich so amerikanisch angefühlt, mir wurde ganz warm ums Herz.

 

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