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Greenwich Village. Highline Park II.

von Simone Wunderlin (Kommentare: 0)

Greenwich Village.

Ich habe so schlecht geschlafen, eine einzige Katastrophe. Zuerst habe ich mich gegen die Klimaanalge gewehrt und es wurde immer heisser und stickiger in meinem Zimmer. Dann hab ich mich endlich dazu durchgerungen, aber auf meinem Hochbett blieb die Luft einfach nur warm und schlecht. Zeitweise dachte ich, ich werde hier einfach im Bett ersticken und sterben. Irgendwie, irgendwann schlief ich dann doch noch ein.

Am nächsten Morgen, nach der ersten Nacht in Chelsea, wollte ich ins Bad, da schläft der Freund von Stark immer noch im Wohnzimmer. Ich also rücksichtsvoll wieder zurück. Da war es schon 10.00 h, eine Stunde später immer noch alle am Schlafen. Das gleiche um 12 h. Aber ich hatte Hunger und ich wollte Duschen. Also hab ich mich dann mit dem schlafenden Mann im Rücken selber bedient. Um 13 h - noch immer alle am Schlafen in völliger Dunkelheit, ich schleiche mich raus und denke, das war jetzt aber sehr schräg alles. Von wegen für mich wird Frühstück gemacht und so weiter. 

Ich wollte unbedingt nach Greenwich Village. Ursprünglich habe ich da auch in eine Airbnb-Übernachtungsmöglichkeit gesucht, aber in meiner Preiskategorie liess sich nichts mehr finden. Kein Wunder. 

Es ist so ein kleines, feines Viertel mit wunderschönen Häuserzeilen in süssen Strassen mit Bäumen und diesem Flair, das man aus Filmen kennt. Viele Häuser sind aus Brownstone, der irgendwann extra aus Grossbritannien hergeschifft wurde. Überall sieht man auch diese herzigen Treppen. Und natürlich sieht man auch sehr exklusive Geschäfte da. Dort zu wohnen kostet ein Vermögen, in gewissen Hinterhöfen findet man sogar Gärten. Und so bin ein paar Stunden durch die Strassen gewandelt und hab mir fest vorgenommen, bei meinem nächsten Besuch in New York möchte ich unbedingt mal einige Tage da in einem Airbnb übernachten. 

Es war so eine wahnsinnige Hitze, die mich so geschlaucht hat, dass ich durch Greenwich eher geschlichen bin. Angekündigt waren 28°C und am Ende landeten wir bei 35°C. Kaum bin ich irgendwo rein, bliess mir kalte Zugluft entgegen. Wieder draussen war der Temperaturunterschied umso schlimmer. Ich weiss echt nicht, wie die Leute das hier so hinbekommen. Mir macht diese Hitze so zu schaffen und der Schweiss läuft runter, den New Yorkern merke ich kaum etwas an. In der Subway fange ich an zu frieren und packe mein Schal aus, den ich jetzt immer dabei habe und bin so froh, dass mir dieser kalte Zug nicht mehr in den Nacken bläst. Kein Mensch packt sonst etwas Wärmeres aus in der Subway. Ein Rätsel. Es muss an mir liegen.

Dennoch liebe ich Subwayfahren, ich habe ja auch eine Monatskarte und nutze die sehr fleissig. Aber die Luft und der Dreck - ich war wieder mal soweit, dass ich dachte, "Hilfe, ich will weg." Die Subway war eiskalt und überfüllt. Die Leute machen einander keinen Platz beim Aussteigen, die drinnen bleiben vor den Türen, die draussen, lassen die von drinnen nicht aussteigen. Ein bisschen Gerempel und Vorgedrängel ok, aber kein bösartiges. Und auch wenn jemand laut Musik hört über sein Smartphone - ohne Kopfhörer versteht sich. Kein böses Wort, kein Polizistengehabe, wie ich es tun würde...äh... aber ich bin ja Gast hier. Vielleicht lässt sich hinter der Subwaymaske ein etwas mürrischer Ausdruck vermuten, aber keiner reklamiert wegen irgendetwas.

Für mich ist das schwierig einzuschätzen. Sind die nun alle sehr tolerant? So extrem höflich oder einfach ignorant? 

Hier schaut man sich auch nie in die Augen, dass ist so etwas wie eine Todsünde. Mir passiert es ab und zu und sofort höre ich ein imaginäres Zischen, wie wenn mein Fuss die Grenze zur verbotenen Zone überschritten hätte. 

Ein Taxifahrer meinte letzthin: Denke ja nicht, du könntest mit einem New Yorker einfach so ins Gespräch kommen. Aber frage irgendwas, dann wird jeder alles fallen lassen, was gerade tut, nur um dir eine mehr oder weniger hilfreiche Antwort zu geben. Und tatsächlich bei Fragen sind die Amerikaner extrem hilfsbereit und freundlich. Und kaum schaue ich mal auf meine Karte - was ich natürlich wirklich zu vermeiden versuche - kommt schon jemand und will mir behilflich sein. Also, sie machen es einem in dieser Hinsicht wirklich leicht.

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